Wissenswertes über Kenia und Entwicklungshilfe
Bildung in Kenia
Das Schulsystem
In Kenia wird das sogenannte 8-4-4 Schulsystem angewandt. Das Jahr wird dabei in drei Semester aufgeteilt.
8 Jahre Primary School (Grundschule)
4 Jahre Secondary School (weiterführende Schule)
4 Jahre College (Universität)
Nach 8 Jahren Primary School muss jeder Schüler eine standarisierte Prüfung (Kenyan Certificate of Primary Education, KCPE) ablegen, um sich für die Secondary School zu „qualifizieren“. Diese Voraussetzung setzt die Kinder enorm unter Druck, da sie durch schlechtes Bestehen der Prüfung keine Chance mehr haben, weiterhin zur Schule zu gehen. Den Zugang zur Universität kann man nur durch eine Zuteilung über eine Rangliste erhalten, welche die Absolventen nach Abschlusszeugnis der staatlichen Prüfung auf der Secondary School listet.
Die gegenwärtige Situation
In Kenia gibt es für staatliche Grundschulen mittlerweile keine Schulgebühren mehr. Teilweise ist auch die weiterführende (Secondary School) kostenlos. Das klingt erst einmal nach einer gerechten Bildungschance. Zwar wurde dadurch die Möglichkeit auf Bildung erhöht, doch der Großteil der kenianischen Bevölkerung lebt teilweise von weniger als einem Euro pro Tag. Das sind monatlich weniger als 30 Euro. Nun besteht in Kenia die Pflicht zur Schuluniform. Pro Schuljahr fallen Kosten für die Uniform und Schuhe in Höhe von ca. 18 Euro an. Für die meisten Eltern ist dieser Betrag erst gar nicht aufbringbar, da die monatlichen Einnahmen oft gerade mal zum Überleben ausreichen. Kindern ohne Schuluniform wird die Teilnahe am Schulunterricht verwehrt. Durch die benötigten Schulmaterialen und das Essen, welches die Kinder selbst zahlen müssen entstehen zudem weitere Kosten für die Familien.
Selbst wenn die Eltern ihren Kindern einen Platz in einer staatlichen Schule finanziell ermöglichen können, ist ein weiteres Problem die Anzahl der Schüler in den Klassen. Durch das „kostenlose“ Schulangebot ist gleichzeitig die Nachfrage immens gestiegen (mehr als 1,3 Millionen zusätzliche Kinder). In vielen Schulen gibt es Klassen mit bis zu 100 Kindern oder sogar mehr und somit sind die Klassen vollkommen überlastet. Hinzu kommt der Mangel an Lehrkräften. Lehrreicher Unterricht von auch noch unterbezahlten Lehrern, welche teilweise wochenlang streiken und hungrigen Kindern, die sich durch die Umstände nur schwer konzentrieren können, ist somit nur selten möglich.
Viele Eltern lassen ihre Kinder aus diesen Gründen lieber arbeiten. In den Armutsvierteln wie z.B. Kibera, eines der größten Slums weltweit, ist die Situation noch schwieriger. Die Anzahl von staatlichen Schulen ist sehr gering. Die Kinder haben oft nur eine Chance auf Bildung, wenn sie das Glück haben, einen Platz an einer sozialen privaten Schule zu erhalten.
Die privaten Schulen, wie z.B. die Tenderfeet School oder auch das Bethlehem Community Center wurden durch freiwillige Helfer gegründet. Einheimische, welche selbst aus ärmlichen Verhältnissen kommen und den Wunsch hatten, etwas zu Verändern und den Kindern die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. Andere private Schulen wurden durch Hilfsorganisationen gegründet. Die Schulen sind größtenteils von Spendengeldern abhängig. Die Lehrer sind ebenfalls meistens Freiwillige. Schulgebühren fallen meistens nicht an.